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Finanzen + Versicherungen

Altersvorsorge 
Montag, 30.11.2020

Rente in Deutschland: Langfristig nur Mittelmaß

Mit 56 Millionen Versicherten ist die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) in Deutschland das Alterssicherungssystem mit der weitaus größten Bedeutung. Rund 60 Prozent seines Einkommens bestreitet ein Seniorenhaushalt heute im Schnitt aus der gesetzlichen Rente, bei alleinstehenden Frauen sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das geht aus dem soeben vorgelegten Rentenversicherungsbericht 2020 hervor. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales BMAS informiert damit einmal jährlich über die Finanzentwicklung in der gesetzlichen Rentenversicherung in den kommenden Jahren.

Vor dem Hintergrund der weltweiten Covid-19-Pandemie prangt in diesem Jahr hinter vielen Prognosewerten ein Fragezeichen. Fest steht jedoch, dass das Rentenniveau (Sicherungsniveau vor Steuern) bis 2034 in jedem Fall weiter absinken wird. Beitragssteigerungen auf mehr als 22 Prozent und eine höhere Bemessungsgrundlage sind dabei bereits einkalkuliert.

Weltweit Platz 11 für Deutschland

Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Mercer ist das umlagefinanzierte deutsche Rentensystem schon heute eher Mittelmaß. Der im Oktober 2020 veröffentlichte Mercer CFA Institute Global Pension Index vergleicht 39 nationale Altersvorsorgesysteme und deckt damit fast zwei Drittel der Weltbevölkerung ab. Anhand 50 verschiedener Indikatoren haben die Finanzanalysten die Rentensysteme insgesamt und in den drei Unterkategorien Angemessenheit, Integrität und Nachhaltigkeit anhand von Punktzahlen (0 bis 100) bewertet. Um Spitzenreiter mit der Note A zu werden, war eine Punktzahl von mehr als 80 Prozent erforderlich - weltweit gelingt das lediglich Dänemark und den Niederlanden.

Mit 67,3 Punkten erhält das deutsche Rentensystem insgesamt die Note B und belegt weltweit Platz 11. Punkten kann Deutschland insbesondere in der Kategorie Integrität, also der Frage wie gut reguliert und damit vertrauenswürdig das deutsche System ist. Hier gibt es mit 81,4 Punkten die Note A. Auch im Hinblick darauf, ob das gegenwärtige System effizient ist und in den verschiedenen Einkommensklassen heutigen Rentnern ein angemessenes Alterseinkommen ermöglicht, gibt es für Deutschland ein solides B+ (78,8 Punkte).

Weniger nachhaltig als Kolumbien

Alarmierend ist das Urteil der Finanzanalysten allerdings im Hinblick auf die langfristige Leistungsfähigkeit. Hier erzielt Deutschland mit 44,1 Punkten gerade mal ein D und liegt damit nur knapp vor Indien (43,1 Punkte) und noch hinter Ländern wie Kolumbien, Indonesien oder Peru. In der Kategorie Nachhaltigkeit attestiert Norman Dräger, CEO von Mercer Deutschland, dem deutschen Rentensystem deshalb deutlichen Nachholbedarf. Die bereits bestehenden Herausforderungen wie demografischer Wandel, steigende Lebenserwartung und historisch niedrige oder sogar negative Zinsen werden aktuell durch die globale Corona-Pandemie noch weiter verschärft: Geringere Rentenbeiträge, niedrigere Anlagerenditen und höhere Staatsverschuldung als Folge von Covid-19 werden sich auch in Deutschland negativ auf das künftige Rentenniveau auswirken.

Kapitalgedeckte Vorsorgeformen stärken

Damit das seit 130 Jahren bewährte deutsche Rentensystem auch in Zukunft finanzierbar bleibt und weiterhin einen angemessenen Lebensstandard im Alter sichern kann, empfehlen die Studienautoren die Ergänzung des umlagefinanzierten Systems mit kapitalgedeckten Modellen. Auch die bessere Ausfinanzierung der betrieblichen Altersversorgung und erhöhte Teilnahmequoten können maßgeblich zur nachhaltigen Absicherung beitragen.

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