30.000 Dollar zum Jahreswechsel, 40.000 Dollar Mitte Januar, 50.000 Dollar Mitte Februar - seit einigen Wochen stellt der Bitcoin immer neue Kursrekorde auf. Im März 2020 notierte die Kryptowährung noch bei rund 5.000 Dollar. Getrieben wird die Rally zum einen von Unternehmen wie Tesla, Twitter oder Mastercard, die Bitcoin kaufen oder als Zahlungsmittel akzeptieren wollen. Vor dem Hintergrund niedriger bis negativer Zinsen und hoch bewerteter Aktien erscheint die virtuelle Währung aber auch institutionellen Investoren zunehmend als neue Renditehoffnung. Große Vermögensverwalter mischen ihren Depots neuerdings Bitcoin bei, Banken legen Fonds auf. Auch private Anleger wollen teilhaben. Der Handel an Bitcoin-Börsen boomt. In vielen deutschen Städten kann man die digitale Währung neuerdings sogar an speziellen Automaten ziehen. Die Frage, ob sich ein Bitcoin-Investment lohnt, wird im Beratungsgesprächen wohl bald öfter gestellt werden.
An euphorischen Kursprognosen und zweifelhaften Werbeversprechen herrscht im Netz jedenfalls kein Mangel. Doch genau wie für jedes andere Investment gilt: Die Chance auf hohe Gewinne ist unweigerlich an ein hohes Verlustrisiko gekoppelt. Während beispielsweise breit gestreute Aktienfonds trotz vorübergehender Schwankungen langfristig oft eine positive Entwicklung zeigen, können bei einzelnen Titeln starke Kursausschläge den Anlageerfolg erheblich trüben. Das gilt erst recht für den noch jungen, hochgradig volatile Bitcoin-Markt. Kurzfristige Kursschwankungen im zweistelligen Prozentbereich sind keine Seltenheit. Im Zweifelsfall können Anleger binnen weniger Stunden viel Geld verlieren.
Wer über ein Investment in Bitcoin nachdenkt, muss sich über die wesentlichen Unterschiede zu anderen Investments im Klaren sein. Im Gegensatz zu gesetzlichen Währungen wie Euro, Schweizer Franken oder Dollar werden Kryptowährungen wie der Bitcoin nicht von einer Notenbank in Umlauf gebracht, sondern rein digital in einem dezentral und anonym organisierten Netzwerk, der sogenannten Blockchain erschaffen. Weltweit kann es maximal 21 Millionen Bitcoin geben, eine technische Grenze, die schon bald erreicht sein dürfte. Mehr als 90 Prozent der bereits "geschürften" Bitcoins stecken Schätzungen zufolge in den digitalen Wallets (englisch für Geldbörse) weniger großer Investoren. Die sogenannten Bitcoin-Wale können mit ihren Orders die Kursentwicklung also massiv beeinflussen. Zudem fehlt allen Kryptowährungen ein stabilisierender realwirtschaftlicher Wert. Der Kurs einer Aktie wird beispielsweise vom realen Geschäft des Unternehmens gestützt. Edelmetalle werden nicht nur von Investoren, sondern auch als Industrierohstoff nachgefragt. Eine staatliche Währung ist an die volkswirtschaftliche Entwicklung gekoppelt, erfüllt als Zahlungsmittel eine wichtige Funktion und wird durch die Zentralbank reguliert. Den Kurs einer Kryptowährung bestimmen dagegen vorwiegend Meinungen und Gerüchte. Kippt die Stimmung, hält kaum etwas den Absturz auf.
Die Aussicht auf schnelle Gewinne ist bekanntermaßen verlockend, doch private Anleger sollten ihre finanzielle Vorsorge grundsätzlich breit aufstellen. Kryptowährungen wie Bitcoin bergen das Risiko extremer Wertminderungen bis hin zum Totalverlust und sollten deshalb allenfalls einen sehr geringen, notfalls entbehrlichen Teil der Anlagesumme ausmachen. Kurzfristige Gewinne müssen zudem mit dem regulären Einkommensteuersatz versteuert werden. Erst nach einem Jahr Haltefrist können Gewinne aus einem Bitcoin-Verkauf steuerfrei realisiert werden. Dazu müssen Anleger unbedingt Anschaffungszeitpunkt und -kosten für das Finanzamt nachvollziehbar dokumentieren.
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