Unter dieser plakativen Überschrift packt die Wochenzeitschrift "Die Zeit" (vom 02.09.2021) das Thema gleich auf der Frontseite an. Es geht darin vor allem darum, dass die vielen ETF-Anleger, die sich jetzt über Gewinne freuen, keine Verantwortung für ihr Anlageverhalten übernehmen könnten. Es handele sich deshalb um "Dummes Geld".
So seien zum Beispiel die Anleger in DAX-ETFs bei dem inzwischen insolventen ehemaligen DAX-Wert Wirecard AG ebenso betroffen gewesen, wie beim Dieselbetrug (Autowerte machen große Teile des DAX aus) und beim CumEx-Desaster, unter dem Bankwerte massiv litten. Die wenigsten Anleger wissen, dass der DAX, im Gegensatz zu den meisten anderen Indices, von wiederangelegten Dividenden ausgeht. So blieb die vergleichsweise bescheidene Performance des Lieblingsindex deutscher Anleger eher verborgen.
"Die Zeit" bezieht sich in dieser Frage auf den wohl größten Anbieter von ETFs weltweit, Black Rock. Dort seien nur rund 70 Analysten für die Kontrolle der rund 13.000 Unternehmen, deren Aktien in den Portefeuilles der ishares-Fonds enthalten sind, zuständig.
Dabei sind laut dem Beitrag der "Zeit" in den USA geschätzte 40 % der Anteile an den 500 größten Unternehmen in der Hand passiver Investoren, in Deutschland seien es 23 %. BlackRock halte z.B. an Siemens 6 %. ETF-Anleger verfügen also über eine enorme Marktmacht, die jedoch kaum genutzt werden kann. So kann eine sinnvolle Kontrolle der Unternehmen in Form einer Wahrnehmung der Interessen der Beteiligten, die gerade in Krisensituationen dringend erforderlich wäre, kaum mehr stattfinden.
Die Standardempfehlung der ETF-Fans, Sparpläne in global anlegenden Fonds anzulegen, um eine möglichst breite Risikostreuung zu erreichen, ist und bleibt fragwürdig. Und sie wird immer fragwürdiger, je größer der Anteil der "Big Five" (Apple, Microsoft, Google, Amazon und Faceboook) wird. Schon am 20.01.2020 erschien auf "Welt.de" dazu ein Beitrag unter der Überschrift: "Die Übermacht der Fünf gefährdet die Idee vom neuen Sparen". Dort wird dargelegt, dass der ETF-Hype dafür gesorgt hat, dass diese fünf Aktien in allen wichtigen Indexfonds eine dominante Stellung einnehmen. Statt der breiten Streuung in manchmal tausende Aktien weltweit, finanzieren Sparplananleger so die Entwicklung dieser Unternehmen, die mehr oder weniger einer einzigen Branche und einem Land (USA) zuzurechnen sind. Risikostreuung ist das wohl nicht.
Dass ETFs nicht automatisch für Risikostreuung stehen, wird auch in einem Beitrag der "Süddeutschen Zeitung" (vom 04./05.09.2021) über Immobilien ETFs deutlich. Dort wird berichtet, dass der ishares European Property Yield, der rund 40 % deutsche Immobilienaktien enthält, mit einem Anteil von rund 18 % seines Volumens Aktien des DAX-Konzerns Vonovia hält.
Die meisten Anleger benötigen Unterstützung bei der Anlage ihrer Rücklagen für Altersvorsorge und Familienabsicherung. Diese gibt es, über "normale" Investmentfonds. In diesen Fondsgesellschaften sitzen Fachleute, die sich nicht an festgefügte Indizes halten müssen. Sie können problematische Branchen und Aktien abwählen, auf Marktveränderungen reagieren und die Interessen der Fondsinhaber in den Hauptversammlungen vertreten. Sie müssen z.B. keine Wirecard-Aktien bis zur Insolvenz halten. Das ist etwas teurer aber deutlich verantwortungsvoller aus Sicht der Anleger. Voraussetzung ist allerdings die Unterstützung bei der Fondsauswahl durch einen kompetenten Finanzberater.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
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